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Ups, they did it again… Eigentlich dachten unsere beiden Trailrunning24-Läuferinnen Judith und Simone, dass nach dem Finish vom Eiger250 im letzten Jahr Nonstop-Läufe über mehrere Tage erledigt wären. Eigentlich… Dann kam der Crossing Switzerland.

Bis zu dem Tag, als Judith sich Ende des Jahres bei Simone meldete, sie „hätte da was gefunden für sie beide, es wäre auch in der Schweiz und wäre wieder ein Lauf über mehrere Tage“… Tja.

Crossing Switzerland, eine einzigartige Durchquerung der Schweizer Alpen entlang der berühmten Via Alpina. 14 Alpenpässe, 8 Kantone und eine große Vielfalt an Kultur, Geologie und Topografie, das versprach der Veranstalter im Vorfeld.

Naja, in Zahlen waren das 390km mit 25000 Höhenmeter, maximale Laufzeit 184 Stunden. Simone wäre fast vom Stuhl gekippt, als sie das sah. War das wirklich Judiths Ernst?! 

6 Wochen später waren die Beiden angemeldet. Die Planung und das Training startete. Mit viel Erfahrung vom Eiger250 gingen sie das Ganze an. Was muss definitiv besser laufen als damals? Wo muss der Fokus gesetzt werden? Wo muss die Ausrüstung optimiert werden? Was kann vernachlässigt werden?

Hurra, diesmal nur ein Dropbag, das macht die Sache ja übersichtlich. Die Frage war letztendlich nur, wieviel brauche ich an Snacks und Klamotten zum Wechseln für 1 Woche. Maximal 20kg durften es werden und es musste alles in einen 60l Sack, der vom Veranstalter gestellt wurde, passen.

20 Kilo ist ja eine Menge. Dachten die Zwei zumindest anfangs. In der Realität sah es etwas anders aus. Neben Schlafsack, Ersatzakkus für die Stirn- und Ersatzlampe, mussten auch Wechselkleidung und -schuhe, Hygieneartikel und nicht zu vergessen „some candy“ in den Dropbag. Eigentlich waren die Dropbags der beiden zu 50% mit Riegeln und Snacks gefüllt und randvoll. Die 20kg waren ebenfalls ausgeschöpft.

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Die Anreise war Freitags mit der Deutschen Bahn und wieder einmal sehr abenteuerlich und alles andere als entspannt. Von Verspätungen, über dem ICE vergebens hinterherrennen und anschließend im überfüllten Ersatzzug und ohne Klimaanlage im Gang stehen und ein Polizeieinsatz war alles dabei.

Mit 70kg Gepäck erreichten sie am frühen Abend endlich Vaduz, mit 4h Verspätung und gerade noch rechtzeitig, um die Startunterlagen zu bekommen. Die Beiden wollten alles Organisatorische bereits am Freitag erledigen, sodass sie den ganzen Samstag ausruhen und packen konnten, bevor es losging.

Die Startnummernausgabe hatte Gott sei Dank hervorragend geklappt. Die Ausrüstungskontrolle war ebenso in Rekordzeit erledigt. Gegen 21.30 Uhr waren sie endlich in ihrer Unterkunft angekommen. Duschen, Essen und ab ins Bett. Was für ein Tag.

Der Samstag startete gemütlich. Jeder der Beiden in Gedanken. Auf der Dachterrasse konnten sie es tatsächlich den ganzen Tag auf dem Sofa aushalten. Mit Bergpanorama und dem Vaduzer Schloss im Blick, wo in ein paar Stunden der Startschuss fallen sollte. Sie genossen die letzten Stunden Ruhe für die nächsten Tage.

Zweifel versuchten sich breit zu machen. Ist es realistisch das Ziel zu erreichen? 250km waren ja schon hart, aber knapp 400km ist ja schon um einiges mehr. Auch durch die Streckenanpassung, aufgrund von viel Schnee und Erdrutschen kommen sie nun auf knapp 30.000 Höhenmeter. Knapp doppelt so viele wie letztes Jahr. Je öfter sie sich diese Zahlen durch den Kopf gehen ließen, umso kälter lief es ihnen den Rücken runter. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.

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19.00 Uhr. Simone und Judith machten sich auf den Weg zum Start. Mit voll gepacktem Laufrucksack, Dropbag und ihren übersichtlichen restlichen Kram, welcher direkt nach Montreux gefahren wird. Das Adrenalin pushte die Beiden enorm. Die Aufregung stieg.

Nach Abgabe der Taschen und dem Racebriefing mit Eröffnungszeremonie gingen sie gegen 21.30 Uhr zum Startbogen. Das Starterfeld war übersichtlich, ca. 2/3 männlich. Aus dem Lautsprecher ertönte „Nothing else matters“, Gänsehautmoment pur. Über ihnen das Vaduzer Schloss, hell beleuchtet.

Der Startschuss fiel pünktlich um 22.00 Uhr. Die Läufer setzten sich in Bewegung. Jetzt war er da – Tag X, der immer so weit vor ihnen lag. Es ging los, auf eine Reise ins Ungewisse, ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang und vielen Erlebnissen, die keiner vorhersagen konnte.

Die erste von insgesamt fünf Lifebases erwartete die Beiden nach ca 78km und 5680 Höhenmetern in Linthal. Dazwischen waren drei Verpflegungsstationen mit kleinen Snacks und Getränken. Die Strecke führte zunächst raus aus Vaduz, über den Rhein, alles leicht wellig mit wenig Höhenmetern. Die erste VP war schnell erreicht. Natürlich ging es nicht so „flach“ weiter. Kurze Zeit später gings in den Uphill. Wie es in der Schweiz üblich ist steil und eher „direkt“ nach oben.

Es war eine laue Sommernacht bei Vollmond. Wären die Höhenmeter nicht, hätte man von einem romantischen Lauf durch die Nacht sprechen können. In Weißtannen war die nächste VP, lustigerweise in einem großen Kuhstall, welcher gut Sitzmöglichkeiten und ein geschütztes Plätzchen zum Durchschnaufen bot. Sie futterten sich einmal von vorne nach hinten durch das Buffett, füllten sämtliche Flaschen und Blasen auf und weiter ging es.

Was sie vom letzten Jahr gelernt haben, ist, dass man immer alles auffüllen muss. Egal ob leer oder noch halb gefüllt. 20km bis zur nächsten Station können sich ziehen und es wird kein Spaziergang werden. Mittlerweile ging die Sonne auf. Sie waren oben am Foopass. Der erste von vielen Sonnenaufgängen. Er war einer der Schönsten.

Ankunft in Linthal war am späten Nachmittag. Dort mussten sie sich erstmal orientieren wo was ist. Wo sind die Dropbags? Wo gab es was zum Essen? Erst auf Nachfrage erfuhren sie, dass es ein warmes Gericht gab – Gnocchi mit Pesto oder Tomatensoße-  Zack, gleich bestellt. Da Regen und Gewitter gemeldet waren, versuchten sie 2h zu ruhen. Was in der hell erleuchteten Turnhalle mit offener Galerie, welche der Eingang für Alle war, nicht so einfach war. Kurze Zeit später goß es auch schon in Stömen und es donnerte gewaltig.

Als der Regen etwas nachließ, ging es am Abend wieder los. Eine nasse und steile Nacht lag vor ihnen. Bis zur nächsten Lifebase waren es 86km und 7500 Höhenmeter.

Die ersten „Oh shit“ Momente gabs in dieser Nacht. Simones Gamaschen sind gerissen, somit konnte sie diese nicht mehr gebrauchen. Gibt zwar Schlimmeres, aber nervig ist es schon, wenn ständig irgendwelche Steinchen oben in den Schuh können. Zudem ist Judiths Stock gebrochen. Knack und hinüber war er. Das ist natürlich der Supergau, nur ein Stock. Sie schnappte sich kurzerhand einen Weidezaunpfahl und lief mit ihm als Ersatzstock weiter.

Weit nach Mitternacht erreichten sie am Klausenpass die nächste VP. Hier gab es, wie Simone so schön sagte, „Oh lecker, so ne Art Käsespätzle nur mit Reis“. Judith flüsterte ihr ins Ohr „Risotto halt, oder?“. Ähhh jap, klar Risotto. Da mussten sie dann beide lachen. Im beheizten Raum konnte man es gut aushalten.

Es ging wieder raus in die Nacht. Selbst der anstehende Downhill war anstrengend. Der Regen und die rutschigen und matschigen Wege und Kuhweiden erforderten Aufmerksamkeit. Müdigkeit machte sich breit. Auf der Suche nach einem windgeschützten Schlafplatz fanden die zwei letztendlich eine kleine Kirche, die geöffnet war. Nur kurz etwas ausruhen. Jeder auf einer Kirchenbank, in der Hoffnung, dass nicht am Vormittag Messe ist, sind sie voll eingeschlafen.

Völlig verpeilt ging es danach weiter. Im Tal angekommen haben sie sich von einem Mitarbeiter, der Montreux Schilder abmachte und ihnen erzählte, dass wohl nach ihnen keiner mehr käme, so beeinflussen lassen, dass sie nur noch mit Zahlen im Kopf unterwegs waren. Wieviel km sind es bis zur nächsten VP? Wann war nochmal Cut off? Wie weit ist es bis dahin noch? Wann müssen wir bei der nächsten Livebase sein? Im Nachhinein hätten sie das alles viel entspannter machen können, denn Zeit war noch genug. Wusste aber in diesem Moment keiner. Somit ist das Duo kopfmäßig völlig gehetzt weiter, immer die Zeit und die Annahme, dass sie die Letzten seien, im Nacken.

An der nächsten VP nur kurz Essen, Flaschen füllen und wieder los, schließlich mussten sie bis zum nächsten Morgen am Trübsee sein, da lag noch einiges an km und HM vor ihnen. Mittlerweile brannte die Sonne mit satten 30 Grad runter. Schatten Fehlanzeige. In solchen Momenten wünschten sie sich, ein wenig Frösteln von den Nächten zurück.

Die Strecke ging weit über Almhöhe hinauf. Sie mussten über viele Geröllfelder und auch einiges an Schneefelder. Hier wären Spikes definitiv Pflichtausrüstung gewesen. Da stapften sie völlig fokussiert auf den Boden weiter, als ein dumpfes und lautes Grollen zu hören war. Plötzlich schrie jemand „Stop! Stop!“

Ein Steinschlag! Und zwar unmittelbar in der näheren Umgebung. Durch den Nebel konnte man schwer sehen, wo genau es herunterkam. Das einzige, was sie sahen, war ein Steinbock, der genauso erschrocken da stand wie die drei Läufer. Ob er den Steinschlag auslöste, bleibt fraglich. Als wieder Ruhe einkehrte, war klar, dass diese Passage möglichst schnell durchquert werden sollte…

Wie es für Simone und Judith weitergeht…? Fortsetzung folgt! 

Quellenangaben und Querverweise:
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