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Anspannung macht sich die letzten Tage vor dem Lauf bemerkbar. Wie wird es sein, mitten in der Nacht zu starten. Klappt meine Ernährungsstrategie. Reicht meine Stirnlampe aus. Wie komme ich überhaupt vom Ziel in Fieberbrunn, zurück nach Kitzbühel?

Letztes Jahr lief ich meinen ersten Ultra mit knapp über 80 Kilometern. Der Großglockner hatte mich in seinen Bann gezogen. Ein harter Kampf mit sehr viel Willen waren nötig, um das Ding ins Ziel zu bringen.

Meine diesjährige Planung wurde im Januar besiegelt. Mit den Ratschlägen meiner Freunde und liebsten, wurde eins schnell klar. André du läufst den Endurance Trail beim KAT100 by UTMB. Abgemacht. So verging die Zeit bis August sehr schnell. Das Training lief gut. Intervalle am Berg, Training für den Up- und Downhill und einige Longruns. Arbeit an den Stärken und Schwächen.
Ein Zwischenziel beim 65k Trail in Innsbruck bestätigte mir, dass es dies Jahr besser läuft.

KAT100: Endurance Trail

Anspannung macht sich die letzten Tage vor dem Lauf bemerkbar. Wie wird es sein, mitten in der Nacht zu starten. Klappt meine Ernährungsstrategie. Reicht meine Stirnlampe aus. Wie komme ich überhaupt vom Ziel in Fieberbrunn, zurück nach Kitzbühel?

Und dann war es so weit. Ausrüstung gepackt und nervöser als sonst, stehe ich im Startbereich des kommenden Trails. Countdown zählen und ab durch Kitzbühel, hinauf zum Hahnenkamm⛰️
Wie erwartet, sind die ersten km im Pulk und am ersten Anstieg steht eine Schlange von Stockträgern. Durchatmen und freuen.

An der ersten VP angekommen, verbreitete sich unter den Läufern allgemeine Unruhe.
Es gab kein Wasser mehr und die meisten Trinkflaschen waren bereits leer.
Ich entschied mich, meine ebenfalls leeren Flasks mit etwas Cola zu befüllen.
Denn die nächste Station war gut 17km entfernt. Zu weit, ohne etwas Flüssigkeit im Gepäck.

So ging es mit dem Lichtkegel vor den Füßen weiter. Ab der ersten Station entzerrte sich das Feld der Läufer und ich konnte etwas Gas geben.

Matsch, Matsch und ach ja. Matsch. Beim ersten Downhill war schnell klar, dass wird ein Gegner. Der Regen hatte den Boden komplett aufgeweicht. Aus üppigen Weide Wiesen wurde ein Sumpfgebiet. Die Trails wurden überwiegend zur Abfahrt. Die kompletten 82km.

 

Etwas schmunzeln musste ich über einen Kollegen, der sich verlaufen hatte. Sein Weg zurück auf die Strecke führte durch einen der neu angelegten Berg-Weiher. Im Bruststil.

Doch was für ein Gefühl, abseits der Widrigkeiten. Der Blick nach vorne und hinten war ein magisches Schauspiel. Die Läufer-Lichterkette zog sich über die Berge. Der aufkommende Regen gab einen extra Schub. Nass war eh schon alles.

Ein Mitstreiter und ich beschlossen zudem, dass wir das Rennen zusammen laufen. Wir hatten das gleiche Tempo und pflegten die deutsch-österreichische Freundschaft. Auch wenn ich nicht immer alles sofort verstanden habe.

Der Tag brach an und die Stirnlampe konnte endlich eingepackt werden. Diese drückt dann doch etwas am Kopf und den Ohren. So vergingen Kilometer und Höhenmeter bis zu einem weiteren etwas fieserem Anstieg mit ca. 800hm. Rauf zum Teufelssprung und Gamshag. Auf dem Grat regnete es pünktlich und der kalte Wind gab seinen Senf dazu. Für viele Teilnehmer war dieser Abschnitt das Ende. Für mich war es ein Kick. Wie ein Spartaner rannte ich in Richtung eines langen Downhills, zur Aid Station bei km 57.

Dort angekommen, füllte ich meine Verpflegung auf und sammelte Kraft für den letzten langen Anstieg. Ein weiterer Leidensgenosse schloss sich uns an und wir zogen bis ins Ziel zu dritt weiter.
Wir treiben uns gegenseitig zu dem gefühlt nicht endend wollenden Anstieg. Zwischenzeitlich spitzte die Sonne raus, um den Körper etwas aufzuwärmen.
Mein Highlight war die letzte VP, wegen Ihres unbeschreiblich leckeren Kuchens. Apfelkuchen mit Streusel und Donauwelle. Wenn ich aufgegeben hätte, dann nur um dort ins Fresskoma zu fallen.

Auf geht’s in Richtung Fieberbrunn. Hoch und runter, Sonne weg und Regen raus. Die Strecke wollte uns ein letztes Mal volles Programm mitgeben. Den langen Downhill nahmen wir mit Humor, obwohl die Beine brannten. Gas geben und runter was geht. Kein Stopp mehr an der letzten VP, nicht stehen bleiben.

In Fieberbrunn angekommen, planten wir unseren Einlauf ins Ziel. Einer nach dem anderen, angefangen mit dem jüngsten. Wir bedankten uns gegenseitig, dass wir uns gezogen, gepusht und gemeinsam erfolgreich waren.

Geschafft. 82km und knapp 5000hm in 16 Stunden. Wie in Trance laufe ich in den Zielbereich.


Meine Freundin überraschte mich hinter der Linie und ist sichtlich stolz auf mich. Ein paar Tränchen kullern bei mir herunter, denn damit habe ich nicht gerechnet.

Was hat es nun mit dem Steine sammeln auf sich? Drei Stück gab es für diesen Lauf von der UTMB. Die brauche ich, um mich für den CCC beim UTMB Mont Blanc zu bewerben.

Geiler Tag! Nach 38 Stunden auf den Beinen geht’s jetzt ins Bett. Gute Nacht!

weitere s

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